„Mir ist kalt“, bibberte die kleine Waldfee. In ihrer schmetterlingsflügelzarten Tunika war sie nicht so gut vor Schneeattacken geschützt, die sie aber durch verspielte Kobolde immer wieder abbekam.
Sachte, wie eine Sommerbriese, flatterte sie in ihre gemütliche Mooswohnung, die im Wurzelgeflecht eines mächtigen alten Baumes lag. Er beschützte sie und deshalb versuchte sie, ihn von Ungeziefer zu befreien. Meist reichte da ein Schwung mit ihrem Zauberstab pro Woche.
Nach diesem anstrengenden aber lustigen Spiel mit ihren Freunden machte sie es sich bei einer Tasse Lebkuchentee gemütlich. Als sie ihr Getränk ausgetrunken hatte, spürte sie eine leichte Vibration: „Kinder“, dachte sie, voller Vorfreude, ihr Lächeln zu sehen. Die etwa 15 cm große Fee flog aus ihrem sicheren Versteck, hinauf auf einen dicken Ast. Von dort aus konnte sie beinahe den ganzen Park überblicken, der ihr Zuhause war. Sie hatte recht: es waren Kinder.
Doch plötzlich stutzte sie: „Ist das nicht eine Tschurtsche mit Honig in der Hand der Begleitperson der Kinder?“ Zeigen wollte sie sich ihnen nicht. Deshalb wartete das Märchenwesen geduldig bis die drei Menschen sich wieder auf den Weg nach Hause begaben.
Als sie aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, flatterte die kleine Waldfee zaghaft auf das Etwas zu, das die Kinder vor ihrem Baum abgelegt hatten. Da sah sie es: ein Zettel, auf dem etwas für die Waldfee stand. Darüber staunte sie wirklich. Das zarte Wesen kannte die Leute, und sie hatte den Kindern schon öfter Gummibärchen vor ihren Baum gelegt.
Nun freute sie sich aber richtig, weil ihr Honigtopf gerade leer geworden war. Die Fee hatte einfach zu viel Honiglebkuchen gebacken. Und, oh Wunder, nun hatte sie genug von der köstlichen Süße für mindestens einen langen Winter.
Eine Phantasiegeschichte von Fenya Schnitzer (12 Jahre), Februar 2022

Was für eine wunderbare Geschichte!